Visualisierungstechniken für Flipchart und Whiteboard: Graphic Recording & Sketchnoting

Unsere Welt ist visuell. Hören, Riechen, Fühlen und Schmecken stellen 17% der menschlichen Sinneswahrnehmung dar. Beeindruckende 83% der Sinneseindrücke, die unser Gehirn verarbeitet, nehmen wir über die Augen auf. Bis zur Erfindung der Schrift hat die Menschheit nur über Bilder und Geschichten kommuniziert. Noch im Vorschulalter teilen wir uns zum großen Teil über Bilder mit. Und als Erwachsene müssen die meisten von uns etwas sehen, bevor wir es verstehen und es sich uns merken können.

Während wir eine Fremdsprache lernen müssen, um sie verstehen zu können, sind Bilder erstaunlich universell in ihrem Verständnis. Wer einen Baum oder eine Palme im Bild sieht, wird überall auf dieser Welt, wo Bäume wachsen, verstehen, was das ist. Das Wort "Baum" oder „Palme“ hat dagegen nur für den deutschsprachigen Teil der Menschheit eine Bedeutung und muss in der Schule erlernt werden.
Das Bild ist global verständlich, das Wort nicht. Daher ist der Einsatz visueller Techniken in Unternehmen, in der Schule oder auch Zuhause in den letzten Jahren sehr populär geworden.
Der Begriff Visualisierung bezeichnet die bildliche oder graphische Darstellung von abstrakter Information und bringt diese Information damit in eine Form, die einfacher zu verstehen ist. Visualisierung verstärkt Aussagen durch das Hinzufügen von einfachen Bildern.
Vorteile von Visualisierung
- Bilder sind klarer und einfacher zu verstehen
- Symbole erschaffen einen gemeinsamen Nenner und vermindern das Risiko von Missverständnissen
- Visualisierte Informationen sind einfacher zu merken
- Visualisierung fördert ein besseres Verständnis von Zusammenhängen
- Visualisierte Informationen sind emotionaler, unterhaltsamer, kreativer und kollaborativer
- Visualisierung fördert unkonventionelles Denken
► Zusammengefasst wird Kommunikation effektiver und effizienter, wenn Visualisierungen verwendet werden. Somit wird schnell klar, warum Visualisierung wichtig ist und warum Visualisierungstechniken im Unterricht, in der Arbeit oder Zuhause verwendet werden sollten.
Es gibt viele verschiedene Visualisierungstechniken, wie zum Beispiel Graphic Recording und Sketchnoting. Die Grenzen und Unterschiede sind oftmals vage. Daher folgt eine Unterscheidung dieser beiden Techniken.
► In dieser Broschüre werden die Grundlagen der beiden Visualisierungstechniken Graphic Recording und Sketchnoting erklärt:

Die Angst vor dem Zeichnen vs. Das visuelle Alphabet
Die meisten Erwachsenen, die wenig Übung mit dem Zeichnen haben, werden vor der Idee selbst Visualisierungen zu erstellen zurückschrecken, da sie denken, dass sie nicht zeichnen können. Die gute Nachricht ist jedoch, dass man nicht Zeichnen können muss, um Graphic Recording oder Sketchnoting anzuwenden. Die Symbole beider Techniken basieren auf dem visuellen Alphabet welches aus wenigen, einfachen Formen besteht: Punkte, Linien, Rechtecke, Dreiecke und Kreise. Und die kann jeder zeichnen.
Graphic Recording ist die visuelle Simultan-Übersetzung und -Dokumentation von Präsentationen. In diesem Abschnitt wird erklärt wie die Grundlagen des Graphic Recording von Jedermann in der täglichen Büroarbeit am Flipchart oder Whiteboard genutzt werden kann. Während es viele signifikante Unterschiede bei der Nutzung von Flipcharts und Whiteboards gibt, gibt es auch einige Ähnlichkeiten.

Handschrift üben
Beim Graphic Recording werden schriftliche Notizen mit Symbolen, Bildern und graphischen Elementen kombiniert. Selbst wenn man viel mit Zeichnungen arbeiten will, Schrift wird man immer brauchen, denn die Präzision des Wortes kann durch nichts ersetzt werden. Der häufigste gemachte Fehler ist dabei (a) zu kleine Schrift in (b) zu heller Farbe. Sobald Personen auch aus 10 m Entfernung den Text lesen sollen, sollte man versuchen nicht kleiner als die Breite von drei Fingern zu schreiben.
Ein weiterer häufiger Fehler ist das Schreiben nur in Großbuchstaben. Dies ist nicht empfehlenswert: es verschlechtert die Lesbarkeit signifikant, da somit jedes Wort die gleichen Umrisse hat. Daher sollten Großbuchstaben nur für die Überschriften verwendet werden.
Ein weiterer Aspekt, um eine bessere Lesbarkeit zu erlangen sind die Ober- und Unterlängen. Diese sollten eher kleingehalten werden. Letztlich sollten die Worte am Rand nicht gequetscht werden, um gut lesbar zu bleiben. Eine geübte, gut lesbare Druckschrift ist also die Grundlage für ein gutes Flipchart oder Whiteboard.
Keilspitze oder Rundspitze
Ob man mit Rund- oder Keilspitze zeichnet ist eine persönliche Geschmacksfrage. Die Keilspitze ermöglicht Flexibilität und die Variation der Strichbreite, was Schrift und Zeichnung zum Leben erweckt.
Andererseits ermöglicht die Rundspitze einen gleichmäßigen Strich, welcher zu mehr Beständigkeit führt und daher einfacher für Einsteiger sein kann.


Die Kraft der Ordnung
Egal ob auf dem Flipchart oder auf dem Whiteboard, je geordneter man arbeitet, umso leichter lesbar wird es. Diese Kraft der Ordnung ist nicht zu unterschätzen, da eine gut geordnete Präsentation am Flipchart oder Whiteboard einfacher zu lesen, zu verstehen und zu folgen ist.
Gleiche Inhalte sollten auch gleich gestaltet werden, denn dann wird es von der Zuhörerschaft als gleichwertig interpretiert. Listen und Bullet-Points sind unschlagbar in der Klarheit der Aussage. Geschmückt mit Icons werden sie visuell ansprechend.
Farbe und Weißraum nutzen
Farbe erweckt Flipcharts und Whiteboards zum Leben. Sie sollte jedoch sparsam verwendet werden: Für die Schrift sollte man immer nur dunkle Farben, wie z.B. Schwarz, Blau und Dunkelgrün nutzen. Die hellen, bunten Farben ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und können daher gut für Farbakzente und Dekorationen genutzt werden.
Weißraum ist ein starkes Instrument beim Arbeiten mit Flipcharts und Whiteboards. Während wir die Neigung dazu haben, Flipcharts und Whiteboards so stark wie möglich auszufüllen, wird hierdurch die Lesbarkeit signifikant verringert. Teilnehmer werden dankbar sein, wenn Weißräume bleiben, was auch als Gestaltungselement genutzt werden kann.


Vorbereitung ist alles
Live vor einer Gruppe zu stehen und am Flipchart oder Whiteboard zu präsentieren, kann besonders für ungeübte Nutzer oft stressig sein: die Zeit läuft davon, man verfällt in Hektik. Diesen Stress kann man leicht reduzieren, wenn man das, was sich vorbereiten lässt, auch vorbereitet.
Man sollte beispielsweise eine kleine Sammlung von Schlüsselsymbolen erstellen und diese üben, bis sie ohne zu zögern angewendet werden können. Zusätzlich kann man Elemente auf separatem Papier vorbereiten und diese im richtigen Moment ans Flipchart oder Whiteboard pinnen.

Das richtige Papier verwenden
Wenn man Visualisierung auf Flipcharts benutzt, können kleine Maßnahmen oft zu großen Verbesserungen führen, so auch die Wahl des richtigen Papiers. Grundsätzlich gilt: mit jeder Art von Papier kann gezeichnet werden, doch manche Papiere eigenen sich besser als andere. Idealerweise sind die Linien oder das Karo eher blass gedruckt, so dass sie die Schrift oder die Zeichnungen nicht stören. Sollte der Druck sehr dunkel sein, ist es oft besser, die Seite mit Linien nach hinten zu legen, d.h. den Flipchartblock umzudrehen.
Licht- und Schatteneffekte nutzen
Schatten geben jedem Flipchart die besondere Note. Der Aufwand ist nicht besonders groß, die Wirkung umso mehr: wenige lockere Striche mit dem grauen Flipchartmarker lassen die Zeichnungen dreidimensional wirken und geben ihnen mehr Dynamik. Lichteffekte mit dem gelben Flipchartmarker machen die Zeichnungen noch interessanter.
Tipp: man sollte so zeichnen, dass das Licht von links oben kommt und sich daher der Schatten rechts unten befindet.


Königsdisziplin: Gesichter auf dem Flipchart zeichnen
Wir sind soziale Wesen und nichts spricht uns so sehr an, wie ein Gesicht. In einer Zeichnung blicken wir immer zuerst auf die Gesichter. Bereits mit einfachsten Strichen lassen sich viele unterschiedlichste Emotionen darstellen. Nach einiger Übung können Fortgeschrittene beim Präsentieren am Flipchart auch verschiedene Frisuren, Bärte, Brillen oder Mützen hinzufügen oder sogar verschiedene Gesichtsformen nutzen, um unterschiedliche Charaktere zu erstellen.
Keine Angst vor Fehlern
Der große Vorteil von Visualisierungen am Whiteboard im Vergleich zum Flipchart ist offensichtlich: man muss keine Angst vor Fehlern haben. Die Tinte trocknet in Sekunden auf dem Whiteboard und kann danach z.B. mit einem weichen Tuch oder einem Whiteboard Löscher trocken abgewischt werden. Das ermöglicht kleine Korrekturen oder einen kompletten Neustart.
Kombinationsmöglichkeiten nutzen
Ein weiterer Vorteil des Whiteboards sind die beinahe endlosen Kombinationsmöglichkeiten. Das Whiteboard kann einfach mit Magneten, Krepp-Klebeband und farbigem Papier kombiniert werden. Das macht das Whiteboard zu einem starken Instrument für Brainstormings und Workshops, für grenzenlose Kreativität.
Sketchnoting sind traditionelle Notizen mit dem gewissen Extra: Sketchnoting kombiniert geschriebene Worte mit Bildern, Symbolen oder kleinen Zeichnungen. Mit Sketchnoting erstellt man sich sozusagen Eselsbrücken, was es uns erleichtert uns Dinge zu merken, in dem wir eine Information mit einem Bild koppeln. Es klingt vielleicht wie Gekritzel, aber Informationen visuell aufzubereiten, hilft uns dabei die Fakten in einer Weise zu verarbeiten wie Schrift es nicht kann. Dies steigert das Erinnerungsvermögen für das Gesehene signifikant. Daher ist Sketchnoting besonders hilfreich in der Schule oder in der Arbeit. Beispielsweise in Fächern wie Geschichte oder Kunst, in denen man Fakten über eine bestimmte Person oder einen bestimmten Ort behalten muss, ist die Visualisierungstechnik wertvoll für den Unterricht.
Tatsächlich haben Studien ergeben, dass Sketchnoting das Erinnerungsvermögen um bis zu 65% steigern kann*! Dies verdeutlicht den Wert von Sketchnoting für Schüler und Studenten und beantwortet nochmal klar die Frage „Warum Sketchnoting?“. Die angereicherten Notizen können jedoch auch Zuhause genutzt werden, um beispielsweise Wochenplaner oder Rezepte zu verschönern, da es auch einfach Spaß macht sie zu erstellen.
(Quelle: *John Medina, Brain Rules)
Ähnlich wie beim Graphic Recording ist das Tolle beim Sketchnoting, dass man nicht besonders talentiert oder künstlerisch sein muss: alle Sketchnoting Symbole bestehen aus den Basisformen Rechteck, Dreieck, Kreis und einfachen Punkten und Linien. Der beste Weg, um mit Sketchnoting für Anfänger zu starten, ist ein paar grundlegende Sketchnoting Basics zu erlernen. Sobald man sich diese angeeignet hat, wird Sketchnoting viel einfacher, schneller und spaßiger. Ein paar der hilfreichsten Grundlagen sind folgende:

triplus color Filzstifte können für kräftige Linien und Flächen benutzt werden: von Überschriften über Rahmen zu Pfeilen und Ausrufezeichen ► Schritt 1 des Sketch Rezepts sollte mit den triplus color Filzstiften gemacht werden.

pigment liner sind bestens für alles Geschriebene und Gemalte in den Sketchnotes geeignet: die pigmentierte Tinte wird nicht verschmieren, wenn sie mit Highlightern markiert wird ► Schritt 2 und 3 des Sketch Rezeptes können mit den pigment linern gemacht werden.

triplus highlighter sind ideal für Licht- und Schatteneffekte sowie für subtile Farbakzente ► Schritt 4 des Sketch Rezeptes können mit den triplus highlightern gemacht werden.
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